Über das Seelische (II) – Die Seele ist weiblich

Wir können die Seele nicht wirklich mit Worten beschreiben im Sinne einer letztgültigen Definition, was die Seele ist. Ist wir können sie auch nicht vermessen. Wir können nur einzelne Aspekte von seelischen Bewegungen, wie sie sich in der Anschauung zeigen, umkreisen. Hier nun ein weiterer Aspekt des Seelischen: Die Seele ist – man möchte sagen: zutiefst – weiblich.

Wie kommt man zu dieser Aussage? Nun, man kann es prüfen. Wenn du dir die Frage stellst „ist die Seele männlich oder weiblich oder keins von beiden?“ und dann darauf achtest, welcher gefühlsmäßiger Eindruck sich als Antwort auf diese Frage einstellt, als allererster Impuls noch bevor der Verstand mit seinen Begründungsversuchen einsetzt – dann wir diese intuitive Antwort höchstwahrscheinlich „weiblich“ lauten.

Was bedeutet dieses implizite Wissen über die Weiblichkeit der Seele? Bedeutet es, dass Männer keine Seele haben oder keine seelischen Wesen sind? Natürlich nicht. Es ist eher so, dass die Seele und ihre Äußerungen die Signatur des Weiblichen tragen.

Die Mutter und das Kind als Ikone des Seelischen und der Weiblichkeit

Die christliche Bilderwelt ist voller Abbildungen von Maria mit dem Jesus-Kind. Diese Ikonen bewegten und bewegen über die Jahrhunderte hinweg etwas in der Seele, sie haben einen starken seelischen Gehalt, sie sprechen zu der Seele. Generell hat das Thema einer Mutter und ihres Säuglings oder Kleinkindes etwas Heiliges.

Die Bewegung des Säuglings hin zur Mutterbrust ist die erste Bewegung eines Neugeborenen und gleichzeitig die erste seelische Bewegung. Wird sie gehindert oder unterbrochen, hat dies weitreichende seelische Folgen. Sie ist die erste in einer ganzen Reihe von seelischen Hin-Bewegungen in der Entwicklung.
In der Aufstellungsarbeit gibt es das Grundthema der unterbrochenen Hinbewegung und der Heilung dieser unterbrochenen Bewegung zum Beispiel über Aufstellungen.

Die Mutter und ihr (Klein)Kind sind mit den dort eingewebten Themen der Bedürftigkeit, der Versorgung, des Schutzes und der Nähe sowie des Körperkontakts etwas Ur-Seelisches und gleichzeitig etwas Ur-Weibliches. Die Möglichkeit der Schwangerschaft, der Geburt und des Stillens, es lässt sich gar nicht anders als weiblich denken.

In der Astrologie steht für dieses Ur-Bild der Mutter und des Kindes, für diesen Archetyp, das Zeichen Krebs. Das Zeichen Krebs ist das vierte Zeichen im Tierkreis und mit ihm beginnt der zweite Quadrant, die zweite von vier Dreiergruppen in den zwölf Zeichen. Der zweite Quadrant wiederum steht für das Feld der Seele. Auch hier haben wir wieder die Verbindung von Seele und Mutter/Kind und Weiblich, dies ist in der astrologischen Symbolik der Ursprung der Seele.

Das Element Wasser ist seelisch und weiblich

Wir können die Symbolik und die Assoziationen noch etwas weiter treiben. Das Tierkreiszeichen Krebs steht symbolisch auch für das Element Wasser. Und eine der symbolischen Assoziationen zum Wasserelement ist die Seelentiefe.

Einer Leserin verdanke ich den Hinweis, dass das deutsche Wort Seele etymologisch (möglicherweise) aus dem germanischen Wortstamm für See herrührt. Sie schreibt dazu: „Vielleicht ist es die kleine See in uns, die bewegt auf die Dinge von außen reagiert, sie quasi spiegelt.“

Das Wasser – und Wasser steht hier für das archetypisch weibliche und für die Seele – spiegelt uns in unserem so-Sein. In ihm können wir uns erkennen. Und gleichzeitig wird das Wasser bewegt, wenn ein Gegenstand wie etwa ein Stein in es hineinfällt. Es entstehen dann Wellen, die von dem Eintrittspunkt ausstrahlen, während das, was das Wasser (die Seele) angeregt hat, von ihr vollständig umschlossen und aufgenommen wird. Auch dies, das Umschließen und vollständige Aufnehmen von etwas, genau so wie es ist, ist zutiefst weiblich.

Aber nicht nur materielle Gegenstände werden vom Wasser vollständig aufgenommen, wenn sie in es hineinfallen. Auch Informationen, Gedanken und Gefühle, die selber wieder Schwingungen sind, werden vom Medium Wasser angenommen und in ihm aufbewahrt.
Besonders anschaulich wird dieser Zusammenhang in den Arbeiten des Japaners Masaru Emoto. Er konnte zeigen, dass Wasser, welches mit unterschiedlichen Gedanken oder Gefühlen oder auch Musik „bestrahlt“ wurde, unterschiedliche Kristallstrukturen auf der mikroskopischen Ebene ausbildet[1]. Je nach Qualität des „Inputs“ entstehen hochgeordnete und harmonische oder eben ungeordnete, chaotische, „hässliche“ Strukturen. Auch hier erkennen wir wieder das aufnehmende Prinzip.
Ganz ähnliches finden wir im Wirkprinzip homöopathischer Mittel. Hier wirkt im Wesentlichen kein Stoff, sondern einen Information als Medikament. Die Information spricht den geistig-seelischen Hintergrund einer Erkrankung an und heilt so den Körper. Im Gegensatz zur Allopathie als männliches Prinzip wäre dies das weibliche Prinzip in der Medizin. Und wie wird ein homöopathisches Mittel hergestellt? Durch Verschüttelung in Wasser. Auch hier finden wir wieder den Dreiklang Seele-Weiblich-Wasser.

Wenn wir uns die Begegnung von Wasser und Land, die Küstenlinie, anschauen, so scheint es zunächst einmal so, als ob das Wasser der Topologie des Landes folgt, sich passiv an sie anpasst. Gleichzeitig ist es aber so, dass tatsächlich das Wasser die Küstenlandschaft formt und gestaltet, wenn auch über längere Zeiträume. Das weiche Wasser formt den Stein.

Im ersten Teil dieser kleinen Serie über das Seelische ging es um das Lebendige, wie der Körper mit seiner Materie durch die Seele lebendig wird. Von hier lässt sich der Faden bruchlos weiterspinnen sowohl zum Wasser wie zum Weiblichen. Wasser ist Leben, lebensspendend, wir bestehen größtenteils aus Wasser, als Landlebewesen sind wir evolutionär einmal aus dem Wasser gekommen. Und wir sind alle durch eine Frau in diese Welt und in dieses Leben hineingeboren.

Man könnte diese Symbolik noch endlos weiter ausführen, aber für unsere Zwecke des Umkreisens der Welt des Seelischen mag es genügend deutlich geworden sein: Ein Aspekt des Seelischen ist, es ist im Kern und im Ursprung weiblich und trägt die Insignien des Wasserelements.

Allerdings wäre es ein Missverständnis, zu sagen, die Seele sei nur weiblich, auch wenn sie es rein sprachlich im grammatikalischen Geschlecht nicht nur in der deutschen Sprache natürlich ist. Die Seele hat aber auch einen männlichen Aspekt, davon soll im nächsten Beitrag die Rede sein.

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Wenn du, liebe Leserin oder lieber Leser, Vorschläge oder Fragen bzw. Anregungen für weitere Aspekte in dieser Serie über das Seelische hast, lasse es mich wissen unter kontakt@seelen-bewegung.de oder hier im Kommentarbereich.
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[1] Eine Bildersuche in einer Internet-Suchmaschine liefert sofort vielfältiges Anschauungsmaterial.